Stadtentwicklung / Geschichtliches Ochtrup
Durch die kommunale Neugliederung wurden 1969 die ehemaligen selbständigen Gemeinden
Langenhorst und Welbergen Stadtteile von Ochtrup.
Das Alter der Stadt Ochtrup reicht bis nahe an die Zeit des hl. Ludgerus, des Apostels
des Münsterlandes. In der Pfarrkirche wird ein uralter Taufstein aufbewahrt,
der nach dem Urteil von Sachkennern aus dem 10. oder gar aus dem 9. Jahrhundert
stammen soll. Die älteste urkundliche Erwähnung von Ochtrup (Ohtepe) geschieht
in der Stiftsurkunde des Klosters Klarholz.
Als Pfarrei kommt Ochtrup zuerst 1203 vor. Der Bischof Hermann II. überträgt in diesem
Jahre das Archidiakonat über Ochtrup dem Kloster Langenhorst. Unglücksfälle und
verheerende Kriege brausten über die Stadt hinweg. Insbesondere haben die
Spanisch-Niederländischen Erbfolgekrieg und die Züge Bernhards von Galen
Ochtrup schwer mitgenommen. Der Ortskern fiel 1599 einem Großbrand fast völlig zum Opfer.
Nach 1883 wurde der Pröpstinghof, auf dessen Grund der Ort entstand, aufgegeben; er lag
etwa 1 km östlich des Ortes an der Rückseite der Laurenzschen Fabrik. Eine Edelfrau
Kunigunde soll ihn dem Stift St. Mauritz vor Münster bald nach dessen Gründung
(um 1070) geschenkt haben. Der Pfarrer der Kirche (kath.) wurde bis 1430 vom
Propst dieses Stiftes bestellt. Die Kirche (1868 abgebrochen) dürfte, auch
wegen des Patrozinismus (St. Lambertus), erst nach dem Erwerb des Hofes durch
das Mauritzstift errichtet wurden sein. Die bei der Kirche entstandene dörfliche
Siedlung wurde 1593 auf Anordnung der fürstb. Regierung zum Schutze gegen die
Einfälle der Spanier in eine kleine Festung verwandelt und die Niederlassung in
ihr gefördert. Ernstlichen Widerstand vermochte der Platz, der die Straße von Münster
über Metelen nach Bentheim ebenso wie die von Rheine nach Gronau und Ahaus sperrte,
aber nicht zu leisten. Die Befestigungen wurden 1820 ff. abgetragen; ihre Ausdehnung
ist jedoch im Ortsbild noch gut erkennbar. 1597
wurde Ochtrup mit einem Jahrmarkt bedacht und erbat 1612 Wigboldrechte. Es nannte
sich mit
dem Siegel von 1696 "Stadt". Wigbold und Kirchspiel wurden 1899 vereinigt und
1949 neuerlich zur Stadt erhoben.
Die Gemeinde Langenhorstwird erstmalig 1178 urkundlich erwähnt. Mit Erlaubnis Heinrichs
des Löwen stiftete der begüterte münsterische Vicedominus und spätere Domdechant
Franko von Wettringen, der von seinem Bruder Bernhard die Burg Langenhorst an der
Vechte geerbt hatte, auf ihr 1178 ein Augustinerinnenkloster. Bischof Hermann II.
vermehrte den reichen Besitz des Klosters und bestimmte den nächsten Verwandten des
Stifters den Edelherren Werner von Ibbenbüren zum Vogt. Er überwies 1203 dem Kloster
den Archidiakonat über die Kirchspiele Ochtrup und Wettringen. Um 1420 schloß sich
Langenhorst der Windesheimer Reform an; das im 14. Jh. gelockerte gemeinsame Leben
wurde wiederhergestellt.
Bis ins 16. Jh. herrschte, nicht zuletzt auf Grund einer blühenden Schafzucht und darauf
aufgebauter Wandmacherei, Wohlstand. Namentlich seit den Bränden von 1556
und 1605 ging die wirtschaftliche Blüte zurüBis ins 16. Jh. herrschte, nicht
zuletzt auf Grund einer blühenden Schafzucht und darauf aufgebauter Wandmacherei,
Wohlstand. Namentlich seit den Bränden von 1556 und 1605 ging die wirtschaftliche
Blüte zurück. Anfang 17. Jh. sah es so aus, als ob die Auflösung des 1576 auf
Beschluß des Konvents in ein freiweltlich adliges Stift umgewandelten Kloster,
nicht mehr zu Umgehen wäre. Der Bischof von Münster neigte um so mehr dazu,
als seit der Tätigkeit des Dechanten Johannes von Silborg, des ehemaligem
Hofkaplans des Bischofs Franz von Waldeck, das prot. Bekenntnis zur Herrschaft
gelangt war. Erst 1616 erfolgte die Rekatholisierung. Auch 1803 gelang es, die
vom Rhein- und Wildgrafen von Salm-Grumbach drohende Aufhebung durch Einspruch
hinauszuschieben. Die Franzosen hoben 1811 die Einrichtung auf. Die die Stiftsgebäude
umgebenden Gräben und Teiche sind als Reste der alten Burg anzusehen. Außer der Kirche
sind auch bis ins Spätmittelalter zurückgehende Teile des ehemaligen
Klosters bzw. der Stiftsgebäude sowie die 1722 erbauten Abtei erhalten; die
einzelnen Kurien sind dagegen beseitigt.
Aus einer 1830 in Langenhorst eröffneten privaten Präparandenanstalt ging das 2. kath.
Lehrerseminar der Provinz Westfalen hervor, das 1856 verstaatlicht und 1882 nach
Warendorf verlegt wurde. Mit ihm war seit 1841 eine Taubstummenanstalt verbunden
(1876 verselbständigt und vom Provinzialverband übernommen und 1969 nach Münster
verlegt).
Auf eine fast 1.000jährige Geschichte kann das Vechtedörfchen Welbergen zurückblicken.
Es ist schon vor 1100 vom Kloster Metelen gegründet wurden. Als Pfarrei erscheint
Welbergen zuerst 1139. Die alte Kirche stammt zum Teil noch aus der romanischen Zeit.
Haus Welbergen, 1,5 km südlich der Gemeinde, war vermutlich einst Sitz der Herren von
Welbergen. Die jetzige Anlage des Hauses geht auf Christian von Althaus zurück. 1688
erwarb G. H. Roye, Richter in Metelen, Haus Welbergen. Dessen Stiefsohn Henrich Franz
Bucholtz stiftete 1712 das Fideikommiß Welbergen. Die Familie Bucholtz ließ Haus Welbergen
erneuern und schuf hier eine berühmte Bibliothek. Franz Kasper Bocholtz (1760 - 1812)
gehörte zum Kreis der Fürstin Gallitzin. Er lud Johann Georg Hamann aus Königsberg, den ?
Magnus im Norden“, ein, der sich vom 4.12.1787 bis zum 19.3.1788 auf Haus Welbergen
aufhielt. Franz Kaspers Sohn, Franz Bernhard (1790 - 1838), lebte kurze Zeit in Welbergen,
nachdem er 1813 in österr. Dienste eingetreten war und 1824 in Wien eine Anstellung als
Hofkonzipist, 1831 als Hofsekretär und 1837 als wirklicher Staatskanzleirat erlangt hatte.
Dort verfaßte er u. a. eine 9bändige ?Geschichte der Regierung Ferdinands I.“. durch eine
Schwester kam Haus Welbergen an die Familie von Druffel, 1629 an die niederländische
Familie Jordaan, die es 1959 für landwirtschaftliche kulturelle Zwecke zur Verfügung
stellte.
Salzquellen am Rothenberge (3 km nö. Welbergen) diente nachweislich schon im 14 Jh.
der Salzgewinnung. 1577 erhielt Hermann von Velen vom Bischof von Münster das Recht
zur Errichtung eines Salzwerks, das aber nur kurze Zeit betrieben wurde, so daß es 1851
zur Entziehung der Berechtigung kam. Etwa 300 m nördlich vom Hofe Saltmann in der
Bauerschaft Rothenberge (Gem. Wettringen) fördert noch ein Brunnen Sole.
(Quelle: http://www.brms.nrw.de/region/Regionen_ Kreise_Staedte_
Gemeinden/_Kurzinformation_/Stadt_Ochtrup/)
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