Stadtentwicklung / Geschichtliches Achern
Erstnennung
Achern wird erstmals im Schenkungsbuch des Klosters Hirsau erwähnt (Codex Hirsaugiensis). Da dieses Schenkungsbuch erst im 16. Jh. angelegt wurde, kann man nicht eindeutig auf ein bestimmtes Datum zurückgreifen, konnte aber durch die Nennung mehrerer Personen die Zeit eingrenzen.
Graf Berthold von Staufenberg schenkte dem Kloster Hirsau seinen Anteil am Kirchensatz sowie Grundbesitz zu „acchara“ –Achern. Mit dieser Erstnennung fing Achern natürlich nicht an zu bestehen.
Römer
Als die Römer um 70 n.Chr. mit dem Bau strategischer Straßen in der Ortenau begannen, führte eine dieser Neubaumaßnahmen in Nord-Süd-Richtung von Baden-Baden nach Straßburg durch das heutige Achern, was entsprechende Funde belegen – neben Straßenpflaster stieß man auch auf Fundamente eines ausgedehnten römischen Gutshofes (in der Nähe des heutigen Friedhofes) und auf Teile einer Fußbodenheizung.
Nikolaus-Kapelle
Um bei den ältesten Zeugnissen der Stadt zu bleiben, sei hier noch die Nikolaus-Kapelle, im Volksmund „Klauskirchl“ genannt, erwähnt. Sie steht heute in zentraler Lage an der Bundesstraße 3 nahe der Acherbrücke.
Der erste Kapellenbau dürfte im 9./10. Jh. als Andachtstätte gegen Überschwemmungen errichtet worden sein, weswegen auch als Schutzheiliger der Heilige Nikolaus, Bischof von Myra, gewählt wurde. Die nahegelegenen Acher trat in früheren Zeiten oft über die Ufer und dabei rissen Wassermassen Brücke und Stege weg und beschädigten die meist leicht gebauten Häuser. Von solch unheilvollen Überschwemmungen war Achern auch in den folgenden Jahrhunderten unter anderem in den Jahren 1570, 1716, 1778 und 1824 heimgesucht.
Der älteste Bauabschnitt des heute noch zu sehenden Mauerwerkes fällt in die Zeit nach 1100. Dieser romanische Bau wurde in gotischer Zeit verändert – man setzt um 1270 für diesen Umbau an. Weitere Umbauten folgten.
Örtlicher Überlieferung zufolge sollen 1675 die Eingeweide des französischen Marschalls Turenne beigesetzt worden sein. Turenne war in der Schlacht bei Sasbach gegen den kaiserlichen General Montecuccoli gefallen. Gefunden wurden die Eingeweide allerdings nie. Einer zweiten Sage nach hätten Acherner den Kupferkessel mit denselben bald nach der Beisetzung wieder ausgegraben.
Katholische Kirche Pfarrkirche zu Unserer Lieben Frau
Ursprung der kath. Pfarrei ist die ehemalige Kirche St. Johannes in Oberachern, die im Jahre 1306 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Der 1452 als Vorgängerbau errichteten Liebfrauenkapelle wurden erst während der Reformation 1535 die Pfarrechte von der „Mutterpfarrei“ St. Johannes übertragen. Bis zum Neubau 1824, für den Baumaterialien der Oberacherner Johanneskirche und der Klosterkirche Allerheiligen verwendet wurden, erfolgten eine Reihe weiterer Baumaßnahmen, die einen neuen Taufstein (1576), Erhöhung des Kirchturms (1581/82) und Ausstattung mit Turmuhr und Glocken, steil zulaufender Spitzhelm (1604), Abriss und Neubau auf den alten Fundamenten (1608), Ausbesserung des Kirchturms (1687) beinhalteten. Im Turm befinden sich sechs Glocken, davon zwei alte von 1599 bzw. 1751, die übrigen von 1949/50.
Evangelische Kirche Christuskirche
Keimzelle für die heutige evanglische Kirchengemeinde war die Gründung der Großherzoglich Badischen Heil- und Pflegeanstalt Illenau. Am 11.12.1842 wurde hier der erste ev. Gottesdienst von Anstaltspfarrer Ernst Friedrich Fink gehalten. 1843 wurde die Kirche für den ev. Gottesdienst, 1844 nach katholischem Ritus geweiht.
Im Jahr 1892 kam es zur Schaffung einer eigenen ev. „Stadt-Gemeinde“ neben der „Illenau-Gemeinde“, was schließlich am 03.05.1908 zur Grundsteinlegung und ein Jahr später am 12.09.1909 zur Einweihung der im neoromanischen Stil erbauten Christuskirche führte (Baupläne von Baurat Burkhardt, Ev. Kirchenbauinspektion in Karlsruhe). Zwei Glocken wurden vom Direktor der Glashütte, Dr. Severin, gestiftet, die dritte von Großherzog Friedrich II. von Baden. Erster Pfarrer war von 1909 bis 1924 Karl Spitzer, der zuvor als Vikar in der Heil- und Pflegeanstalt Illenau tätig war.
Herrschaftliche/ politische Entwicklung
Im 13. Jh. erhielt Achern den Sitz des Gerichtes Achern mit dem Nebengericht Ottersweier – so teilte Achern immer auch das Schicksal der Reichslandvogtei Ortenau.
1351 fiel Achern unter bischöflich-straßburgische Herrschaft. 1405 musste der Straßburger Bischof aufgrund seiner finanziellen Situation einen Teil der Reichslandvogtei Ortenau an den damaligen König Ruprecht, einen Pfalzgrafen, verkaufen. Damit herrschten die Pfalzgrafen bei Rhein und die Bischöfe von Straßburg gemeinsam über den Gerichtsbezirk Achern und die Untertanen mussten zwei Landesherren huldigen.
Aus dieser Zeit stammt auch das älteste belegte Siegel des Gerichtes Achern (1415) – es zeigt einen Krummstab (wegen des Bistums Straßburg) und einen halben Adler (wegen der dem Bistum verpfändeten Kaiserlichen Landvogtei Ortenau). Der halbe Adler ist bis heute im Wappen der Stadt verblieben.
1504 entzog König Maximilian I. nach dem bayerisch-pfälzischen Erbfolgekrieg Pfalzgraf Ruprecht seinen hälftigen Anteil an der Ortenau und übertrug ihn seinem Parteigänger Graf Wolfgang von Fürstenberg. Dieser Teil wurde 1551 durch den Habsburger König Ferdinand I. eingelöst.
Die Straßburger Bischöfe konnten ihre Hälfte an der Ortenau noch bis 1557 halten, erhielten dann aber 2.000 Gulden von König Ferdinand I. und entbanden daraufhin die Ortenauer Untertanen von ihren Pflichten an die Straßburger Bischöfe. Für die neuen „Reichs-Untertanen“ gab es dafür zwei Mal Wein – ein Mal für den Abgang der Fürstenberger und zum Einstand in die unmittelbare Verwaltung des Reiches (zwei Mal zwischen 750 und 950 Liter Wein).
Da zu diesen Zeiten die Habsburger die deutschen Könige und Kaiser stellten, gehörte Achern zu Vorderösterreich und zwar bis zum Jahr 1701.
Die Reichslandvogtei Ortenau, und damit Achern, wurde in der Zeitspanne 1701 bis 1771 der Markgrafschaft Baden zugesprochen; der damalige Markgraf Ludwig von Baden (Türkenlouis) erhielt die Ortenau bei seiner Ernennung zum obersten Befehlshaber der Rheinarmee im Spanischen Erbfolgekrieg als Lehen zugesprochen.
Doch als 1771 die Baden-Badener Linie der Markgrafen von Baden ausstarb fiel Achern wieder an die Habsburger und damit an Vorderösterreich.
Mit der Neuordnung des Deutschen Reiches fiel 1805 Achern an das Großherzogtum Baden. Das Landgericht blieb als Oberamt und später als Bezirksamt Achern bestehen – bis es 1924 dem Bezirksamt Bühl zugeteilt wurde.
Am 14.06.1808 erhielt Achern von Großherzog Karl Friedrich von Baden die Stadtrechte verliehen und zwar „in Rücksicht auf dessen ansehnliche Bevölkerung, den Gewerbefleiß und die Betriebsamkeit seiner Die Einwohnerzahl ist, sowie mit Rücksicht auf die demselben schon zustehenden Marktgerechtsamen und den dahin bestimmten Oberamtssitz.“
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden im Mai/Juni 1945 die Landesverwaltungen für Baden gebildet. Achern, als Teil der französischen Besatzungszone, blieb zunächst noch rein badisch.
In Südwestdeutschland stand die Neugliederungsfrage im Vordergrund des politischen Lebens. Am 15.09.1946 fanden Kommunalwahlen für (Süd-)Baden statt. Entscheidend war dann aber die Volksabstimmung über einen Südweststaat am 09.12.1951. Zwar votierten 62 % der Südbadener für das alte Land Baden, doch die übrigen Landesteile (Nordwürttemberg, Nordbaden und Südwürttemberg-Hohenzollern) entschieden sich mit 69,7 % für die Bildung des neuen Südweststaates. Nun waren die Weichen gestellt für die Wahl der Verfassunggebenden Landesversammlung Baden-Württemberg am 09.03.1952, die am 11.11.1953 in der Verabschiedung der Verfassung für Baden-Württemberg gipfelte. Nachdem der Volksentscheid zum Fortbestehen des Sie liegt in folgendem Bundeslandes Baden-Württemberg am 07.06.1970 dieses bestätigte, war der Weg frei für die kommende Kreisreform.
Am 01.01.1973 wurde der neue Ortenaukreis gebildet. Acht der umliegenden Gemeinden (Fautenbach, Gamshurst, Großweier, Mösbach, Oberachern (bereits seit 01.01.1971) eingemeindet), Önsbach, Sasbachried und Wagshurst) gaben ihre Selbständigkeit auf und vereinigten sich mit der Stadt Achern.
Am 01.01.1974 wurde die Stadt Achern zur Großen Kreisstadt erklärt.
Kriege / wirtschaftl. Entwicklung seit 1500
Die Kriege der Neuzeit setzten Achern sehr zu – wie der Bauernkrieg 1525, der Dreißigjährige Krieg 1618-1648, die späteren Türkenkriege. Unsägliche Heeresdurchmärsche und zu erbringende Leistungen oder Lebensmittellieferungen beeinträchtigten das Leben sehr.
Beispielsweise musste Achern während des Dreißigjährigen Krieges 1622 zum Teil täglich 6.000 Brote in umliegende Heereslager liefern und soll ab dem 1637 nach einem Brand sogar 11 Jahre lang unbewohnbar gewesen sein.
Als 1789 revolutionäre Umtriebe von Frankreich auch in den Acherner Raum schwappten, konnte die vorderösterreichische Regierung in Wien gerade noch besänftigt werden, die schon 6.000 Mann in die Ortenau beordern wollte, nachdem ein Protestzug von 2-3.000 Mann von Achern aus in Richtung Offenburg losgezogen war. Einem Vermittler gelang es jedoch, die Gemüter zu beruhigen, so dass sich der Protestzug auflöste.
19. Jh. Illenau
Die 1842 eingeweihte Heil- und Pflegeanstalt Illenau entwickelte sich als eigentlicher Wirtschaftsmagnet für die Stadt Achern. Dem 1. Anstaltsleiter Christian Roller und damit der ganzen Anstalt gelang es aufgrund einer völlig neuen Konzeption der Unterbringung psychisch Kranker zum Mittelpunkt damaliger Behandlungsmethoden zu werden. Das sollte der Heil- und Pflegeanstalt Illenau nicht nur viele wohlhabende, sondern auch ausländische Patienten bescheren (um die Jahrhundertwende waren um 650 Patienten die Regel).
Beispielhaft sei hier, wegen seines Bekanntheitsgrades als Kinderbuchautor, die Verbindung zwischen Roller und dem Verfasser des Struwwelpeter, Dr. Heinrich Hoffmann, erwähnt. Hoffmann, wie Roller Psychiater, folgte bei seiner Anstaltsgründung in Frankfurt getreulich dem architektonischen Vorbild der Illenau. Fast im gesamten 19. Jh. mit seinem häufigen Wechsel von Behandlungsarten und zahlreichen Anstaltsneugründungen gab es einen lebhaften psychiatrischen Anstaltstourismus und Illenau war von Anfang an ein absolutes „Muss“.
Mit ihren Betrieben (Wäscherei, Bäckerei, Küche, landwirtschaftl. Betriebe) stellte die Illenau einen nicht zu unterschätzender Arbeitgeber dar. Die Die Einwohnerzahl istzahl Acherns wurde auch deutlich erhöht durch den Zuzug von Ärzten, Beamten und Angestellten.
Als Heil- und Pflegeanstalt bestand die Illenau bis zum Jahr 1940 – die Euthanasiemaßnahmen der Nationalsozialisten machten auch hier nicht halt. Ein Teil der Patienten wurde in die Heil- und Pflegeanstalt nach Emmendingen verbracht, andere wurden mit den „grauen Bussen“ nach Grafeneck in die Gaskammern gefahren.
Im Oktober 1940 wurde eine Reichsschule für Volksdeutsche in der Illenau eingerichtet, insbesondere für Mädchen aus Südtirol, deren Eltern sich zum Deutschtum bekannten. Eine sog. „Napola“, also eine NS-Eliteschule, wurde im Frühjahr 1941 für Mädchen eröffnet. Sie bestand bis zum Frühjahr 1943. Anschließend wurde im Herbst eine „Napola“ für Jungen gegründet, die bis zum Kriegsende mit etwa 100 Schülern Bestand hatte.
Von 1942 bis 1943 waren auch etwa 40 Polenmädchen in der Illenau untergebracht, wovon die meisten nach dem Krieg wieder nach Polen zurückkehrten.
Nach dem Einmarsch der Franzosen 1945 wies die französische Besatzungsmacht polnischen und russischen Kriegsgefangenen die Illenau als Unterkunft zu. Von dieser Zeit an wurde der gesamte Komplex bis zum Jahr 1999 durch französische Streitkräfte genutzt – und sieht seit diesem Zeitpunkt einer neuen Nutzung entgegen.
Eisenbahn
Einen eigenen Eisenbahnanschluss erhielt Achern bereits 1844, als die Linie Baden-Baden – Offenburg eröffnet wurde.
Revolution 1848
Weite Teile der Bevölkerung waren aber in der Landwirtschaft tätig und damit von den Missernten der 1840er Jahre besonders betroffen. Weswegen in unserem Raum die revolutionären Umtriebe der 1848er Jahre besonders fruchteten.
Am 2. April 1848 fand im Acherner Gasthaus „zur Hoffnung“ eine Volksversammlung statt, die richtungsweisend für die gesamte badische Revolution wurde.
Bürgerschule
Bereits 1877 gründete Achern eine Höhere Bürgerschule, im benachbarten Bezirksamt Bühl gelang dies erst 1893.
Rennbahn
Aus den rein landwirtschaftlichen „Bauernrennen“ des 1880 gegründeten Rennvereins entwickelte sich ein richtiger Rennbetrieb. Über das Gelände des heutigen Überlandwerkes hinaus befanden sich die Rennwiesen. Zu Zeiten vor dem 1. Weltkrieg reisten auch Straßburger Offiziere in ihren schmucken Uniformen an und nahmen als sog. Herrenreiter teil. Tage vor dem Rennen waren Pferde und Reiter Stadtgespräch – die Zuschauer kamen aus einem weiten Umfeld, bis hin zu den Rheindörfern. Selbst außerhalb Badens war in Sportkreisen das Acherner Pferderennen Ende Juni ein Begriff.
Glashütte
Durch den günstigen Eisenbahnanschluss kam es in den Folgejahren zu Industrieansiedlungen. Hier ist vor allem die heute noch bestehende Glashütte zu nennen.
Georg Boehringer begann im Februar 1886 mit den Bauarbeiten und am 21. September 1886 wurde die erste Flasche geblasen – eine Champagnerflasche – die Fabrik hieß damals „Champagnerflaschenfabrik Achern“ – und zählt damit zu den ältesten Glashütten im süddeutschen Raum.
Als ein Jahr später (1887) ein zweiter Ofen in Betrieb genommen wurde, zogen aus allen Teilen Deutschlands Glasmacher nach Achern.
In den 1890er Jahren war ein dritter Ofen errichtet und es wurden Bier-, Wein- und Wasserflaschen hergestellt.
1900 begann die maschinelle Fabrikation leichter Flaschen auf den neuen Automaten (weltweit das erste Modell), während die Champagnerflaschen weiterhin im Mundblasverfahren hergestellt wurden.
Sensenwerke
1852 gründete der Franzose Jaques Kadé die Sensenwerke Achern. Eine mit Wasserkraft angetriebene Ölmühle diente als Fabrik für Sensen, Sicheln Baumsägen, Schaufeln u.ä.
1883 übernahmen zwei jüdische Geschäftsleute aus Bühl die Firma. Um die Jahrhundertwende lag die gesamte Fabrikation bei einer Kapazität von etwa 125.000 Sensen. Bis in das Jahr 1933 konnten die jüdischen Besitzer die Leistungsfähigkeit der Sensenwerke auch durch große Exportgeschäfte nach Übersee ausbauen, wurden allerdings 1938 durch die Nationalsozialisten gezwungen das Unternehmen zu veräußern. Die Fabrikgebäude erwarb Franz John, die Grundstücke gingen an die Stadt Achern über.
Hutindustrie
In Achern besteht eine mehr als 150jährige Tradition der Hutmacher und ist heute eine der 5 oder 6 Städte Deutschlands, in denen wie bei der Firma Sutterer noch Filzhüte hergestellt werden.
In Achern werden nachweislich seit 1845 Hüte produziert. „Modist“ Franz Josef Krämer stellte zunächst Strohhüte her, die er per Handkarren nach Baden-Baden zum Verkauf brachte. Sein Sohn lernte in Straßburg die Herstellung von Seidenzylindern, vertiefte seine Kenntnisse in Paris und London und wanderte schließlich nach Amerika aus. 1869 kehrte er zurück und gründete in Achern eine Seidenhutfabrikation – bis 1900 war das Unternehmen das zweitgrößte seiner Art in Deutschland; die in Achern hergestellten Hüte wurden in ganz Europa vertrieben.
Bis zu seinem Tod im Oktober 2000 stellte Roman Pedrotti unter der Firmenbezeichnung „Aleisa“ den legendären „Chapeau claque“ her.
1994 fertigte er für einen Japaner einen rekordverdächtigen 80 cm hohen Zylinder an, der bei einer Mitternachts-Show zum Einsatz kam; allerdings war dies kein Klappzylinder, da die Mechanik auf eine solche Länge nicht einzuarbeiten war.
Geblieben ist wie oben erwähnt jetzt nur noch die Firma „Hut Sutterer“ (seit 1925), die jedes Jahr neue Hut-Kollektionen kreiert. Hutfachgeschäfte, aber auch Theater und das Fernsehen zählen zu den Kunden. Besonders innovativ wurde die Firma in den vergangenen Jahren auf dem Sektor der historischen Hüte: Ganz gleich ob Musketier-, Trachtenhut, Heinrich Hansjakob- oder Heckerhut, Bürger-Tschako oder Napoleon-Zweispitz, es gibt keine Hutform, die Sutterer nicht herstellen könnte.
Luftangriffe 1945
Einen herben Rückschlag erlitt die Stadt durch die Luftangriffe des 07.01.1945. Über 60 Bürger fanden den Tod, als die gesamte Innenstadt durch Spreng- und Brandbomben zerstört wurde. 108 Gebäude wurden total zerstört, 69 schwer und 315 leicht beschädigt.
Nachkriegsjahre
Die Nachkriegsjahre waren gekennzeichnet von den Aufräumungsarbeiten und einem langsam bis Ende der 60er Jahre sich vollziehenden Wiederaufbau der Stadt. Neben der Schaffung von Wohngebieten am Rande der Stadt galt es vor allem, durch ein breites Angebot von Geschäften die Innenstadt als Stadtkern auszubauen. Dies wurde insbesondere durch die in den 50er Jahren erfolgte Begradigung der B 3-Kurve im Bereich des Adlerplatzes und die damit notwendig gewordene Umlegung der Ruinengrundstücke erreicht.
Der Adlerplatz, seit Jahrhunderten der einzige Platz und damit das Herzstück unserer Stadt, wurde Parkplatz und blieb bis in die 60er Jahre der einzige Parkplatz unserer Stadt.
Im Zuge der Stadtsanierung Hauptstraße Rosenstraße wurde der bisher auf allen Seiten von Straßen umgebene Adlerplatz umgestaltet. Durch die Einbeziehung einer Straße als Fußgängerweg und in Grün eingebettete weitere Fußwege sowie durch eine landschaftsgärtnerische Umgestaltung der gesamten Anlage, welche die parkenden Autos abschirmt, hat das Stadtbild an Attraktivität gewonnen.
Seine jahrhundertlange Eigenschaft als zentraler Platz der Stadt, auf dem sich die Bürger begegneten und auf dem Veranstaltungen stattfanden, hat er jedoch verloren.
Diese Eigenschaft steht jedoch seit 1984 dem Rathaus- und Marktplatz zu. Auf dem früheren durch den Luftangriff vom 7. Januar 1945 zerstörten Gelände der Stuhlfabrik Meder wurde 1962/63 nach einem Wettbewerb ein Rathaus erstellt, das durch seine Skelett-Bauweise einen städtebaulichen Akzent setzt. Nach dem Abbruch des benachbarten Postgebäudes und der Verlagerung des vorübergehend in den Besitz der Bezirkssparkasse übergegangenen Restgeländes der Firma Meder wurde überraschend der Weg frei für eine großzügige, von der Ratskellerstraße über den Marktplatz bis zur Kapellenstraße reichende Tiefgarage und darauf errichtete architektonische völlig anders gestaltete Gebäude. In den Gebäuden wurden Abteilungen der Stadtverwaltung, Geschäfte, Büroräume und Wohnungen untergebracht.
Damit hat unsere Stadt einen städtebaulichen Mittelpunkt, wie man ihn von einer Großen Kreisstadt erwarten darf. Große Kreisstadt wurde Achern zum 1. Januar 1974, nachdem acht ehemals selbständige Gemeinden, nämlich Oberachern 1971 und Fautenbach, Gamshurst, Großweier, Mösbach, Önsbach, Sasbachried und Wagshurst 1973 eingegliedert wurden.
Die Ernennung der Großen Kreisstadt und die Rathaus- und Marktplatzbebauung bilden die zwei großen städtischen Ereignisse seit Kriegsende, wenn nicht überhaupt in der Stadtentwicklung / Geschichtliches schlechthin.
Trotz dieses Mittelpunktes, zu dem auch die angrenzenden Banken (Sparkasse, Volksbank und Baden-Württembergische Bank) gehören, weisen die an der stark befahrenden B 3-alt/Hauptstraße (15 000 Fahrzeuge pro Tag) gelegenen Geschäfte den stärksten Besucherstrom aus. Dazu trugen vor allem die im Laufe der Zeit in günstiger Lage errichteten Parkplätze beiderseits der Hauptstraße bei.
Vor allem konnte das Parkplatzangebot im Rahmen des Neubaus der hinteren Erschließungsstraße entlang des Stadtgartens erheblich erweitert werden. Durch die Verbindung zu der Ende der 70er Jahre errichteten Arkadenreihe in der Hauptstraße wurden darüber hinaus gute städtebauliche Akzente gesetzt, die sich zwischen der Friedrichsstraße über die Hauptstraße bis zur Kirchstraße erstrecken.
Verkehrsberuhigung, Parkplatzangebot und Sanierung sowie Wohnumfeldprogramm haben das Stadtbild in den letzten Jahren vorteilhaft verändert.
Dazu gehören u.a. die Parallelstraße zur Hauptstraße, nämlich die Berliner Straße im Norden und Martinstraße im Süden, der Bau der Acherbrücke in der Wilhelm-Schechter-Straße und die erst 1987 fertiggestellte Acherbrücke in der Martinstraße. Die nach jahrelanger heftiger Diskussion im Frühjahr 1990 erfolgte Fertigstellung des Lammbrückenknotens bringt erhebliche Vorteile hinsichtlich der Verkehrsführung und Verkehrsentlastung der im Klauskirchlbereich bisher angeschlossenen Eisenbahn- und Kapellenstraße, die nunmehr als verkehrsberuhigte Bereiche gestaltet wurden und zum Verweilen einladen.
Trotz dieser umfangreichen Maßnahmen litt die Innenstadt unter der Verkehrsbelastung der Hauptgeschäftsstraße, die als B 3 ein Verkehrsaufkommen von täglich 15 000 Fahrzeugen aufzuweisen hat. Eine Besserung dieser Situation brachte der Bau der Ortsumfahrung B 3-neu, die im südlichen Bereich Acherns mit einem Kreisverkehr an die B 3 angeschlossen ist.
Eine weitere Aufwertung der Innenstadt wird der vom Gemeinderat beschlossene Umbau der Hauptstraße (jetzige B3-alt), Ein Grosprojekt, welches vom Gemeinderat in der jüngsten Vergangenheit beschlossen wurde und welches in vier Etappen insgesamt bis zum Jahr 2003, evtl. sogar bis zum Jahr 2004 verwirklicht werden wird, bringen. Bestandteil des Umbaus wird auch die Schaffung eines weiteren Kreisverkehr am nördlichen Eingangstor Acherns (Kreuzung Haupt-/Rosen-/Hornisgrindestraße) sein.
Diese Umbauphase selbst bedeutet sicherlich einerseits eine große Belastung für den örtlichen Handel und auch für die Abwicklung des innerörtlichen Verkehrs, bietet jedoch für die Stadt und den Handel und das Gewerbe auch eine Chance sich im Wettbewerb mit anderen Kommunen eine gute Ausgangsposition zu verschaffen.
Der Ende 1987 eingeleitete Neubau der Trassenführung der Deutschen Bundesbahn im Bereich Achern hat als bedeutendsten Nebeneffekt für unsere Stadt die dadurch möglich werdende Verlegung der B 3 in den Bereich der bisherigen Bahnstrecke. Die Freigabe der B3-Umfahrung für die Öffentlichkeit erfolgte am Donnerstag, 17. September 1998. Dadurch erhofft man sich für Zukunft eine Entlastung der Innenstadt vom Durchgangsverkehr. Die B3-Umfahrung bietet des Weiteren die Möglichkeit der Neugestaltung der Hauptgeschäftsstraße, was mit Sicherheit zur Verbesserung der Attraktivität führen wird.
Ein weiterer Schritt in Richtung Verkehrsberuhigung und Sicherheit der Verkehrsteilnehmer stellt das von der Stadt in Auftrag gegebene und Schritt für schritt umzusetzende Verkehrsentwicklungskonzept, welches u.a. Untersuchungen des ruhenden Verkehrs, der Schaffung von Radwegen, der Einrichtung und Gestaltung von Tempo-30-Zonen, der Straßenhierarchie beinhaltet, dar. Nach dem Beschluss des Gemeinderates werden nunmehr erste Erfahrungen mit Tempo-30-Zonen in verschiedenen Bereichen (u.a. Bert-Brecht-Straße/Eichelsberg, Martin-/Kappellen-/Ratskeller-/Friedrichstraße) gesammelt.
Als geradezu ideal kann die Lage der Schulen und der Sportstätten bezeichnet werden, die alle an einer Straßenachse - nämlich der Kaiser-Wilhelm-Straße und der Berliner Straße - liegen.
In diesem Bereich - zwischen Friedhof und Gymnasium - liegt eine Areal, das nach der Stadtplanung als Sport- und Freizeitfläche ausgewiesen ist. Hier befinden sich auch die vereinseigene Tennishalle und Tennisplätze.
Nicht unerwähnt soll bleiben, dass 1976 der Museumsverein das Sensen -und Heimatmuseum ebenfalls in der Berliner Straße errichtet hat, das sich zunehmender Beliebtheit erfreut.
In den letzten Jahren ist westlich der Bahnlinie ein Gewerbe- und Industriegebiet entstanden, das auch viele aus der Innenstadt ausgelagerte Betriebe aufgenommen hat.
In Achern entstanden nach dem Krieg im Zuge des Wiederaufbaues, aber auch vor allem zur Unterbringung von deutschen und französischen Militärangehörigen, größere Wohngebiete. Achern bekam den Charakter einer Garnisonstadt.
Im Norden der Stadt waren zwei weitere Kasernen gebaut worden, nämlich die Markgraf-Ludwig-Wilhelm-von-Baden-Kaserne und die französische Kaserne Saint Exupery. Nachdem bereits Ende 1993 der Bundeswehrstandort Achern aufgehoben wurde und die beiden Kasernen bis 1999 von dem 42. französischen Fernmelderegiment belegt waren, hat sich eine weitere Änderung hierdurch ergeben, daß Ende September 1999 auch der letzte Soldat des 42. französische Fernmelderegiment Achern verlassen hatte und somit Achern auch kein Garnisionsstandort mehr ist.
Die ehemalige Heil- und Pflegeanstalt "Illenau", die nach dem Krieg einer französischen Militäreinheit diente, ist bereits seit Ende September 1994 freigegeben.
Mit einer Veranstaltungsreihe der Bürgerinitiative Illenau und der Stadt Achern vom 22. bis 25. September 1992 wurde das 150jährige Jubiläum der Illenau begangen mit dem Ziel, über die Geschichte und die Bedeutung der Illenau zu informieren sowie Erkenntnisse über eine mögliche spätere Nutzung des Illenaugeländes nach Abzug der stationierten französischen Einheit zu gewinnen. Für das "Objekt für Visionen" sind mittlerweile Initiativen für die zukünftige Nutzung angelaufen. Nach einem gescheiterten Versuch des Bundes das Gelände der Illenau an einen privaten Investor zu veräußern, wurde das Gesamtgelände der Illenau mit ihren historischern Gebäuden von der Stadt erworben.
Nach erfolgreichen Abschluss des begrenzt offenen Realisierungswettbewerbes zur Schaffung eines Kulturforums in den historischen Räumlichkeiten geht es derzeit in den Beratungen der Ausschüsse bzw. des Gemeinderates um die Entscheidung für ein Plankonzept und anschließend um dessen Umsetzung. Geschaffen werden sollen zum einen zwei Veranstaltungsräume mit einer Kapazität von bis zu 500/600 Personen sowie Räumlichkeiten für die Ansiedelung der Stadtbücherei und der Musikschule:
Erfreulich ist, dass weite Teile der Illenau der Öffentlichkeit wieder zur Verfügung stehen, so dass der freigegebene Teil der Illenau mit dem Eiskellerwald in das Naherholungsgebiet einbezogen werden konnte.
Achern als Einkaufszentrum, Schulstadt und Arbeitsstätte ergänzt seine zentrale Rolle durch gute Versorgung auf ärztlichem Gebiet. Neben zahlreichen Fachärzten kommt hier dem 236-Betten-Krankenhaus, das die Stadt 1975 dem Ortenaukreis übereignete, besondere Bedeutung zu.
Eine für die Stadt Achern sicherlich nicht unbedeutende Änderung ergab sich im November 1991 durch das Ausscheiden des damaligen Oberbürgermeisters Winfried Rosenfelder nach 28jähriger Amtszeit. Sein Nachfolger Reinhart Köstlin übernahm am 04. November 1991 das Amt des Oberbürgermeisters.
(Quelle: Website)
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