Stadtentwicklung / Geschichtliches Bad Bentheim
Wer durch die Straßen und Stiegen von Bad Bentheim und Gildehaus schlendert, atmet Historie und Tradition an jeder Ecke.
Die Anfänge der Burg Bentheim liegen in der Zeit um das Jahr 1020. 1116 wurde sie eingenommen und zerstört. 30 Jahre später unterstand die Burg dem Bistum Utrecht als Lehen und gelangte später in den Besitz der Grafen von Holland.
Graf Balduin von Bentheim und sein Sohn Otto waren es, die im Jahre 1292 die Abtrennung eines Kirchensprengels vom Pfarrbereich Schüttorf vollzogen. Die Geburtsstunde des Kirchspiels Gildehaus, das sich in der Folgezeit durch den Sandsteinhandel zu einem wohlha-benden und intakten Gemeinwesen entwickelte. Der Bentheimer Sandstein aus den Gilde-hauser Gruben wurde für den Bau von Kirchen in der Grafschaft und den benachbarten Gebieten der Niederlande verwendet, aber auch nach Belgien und Dänemark ausgeführt. Be-deutende Bauwerke aus Bentheimer Sandstein sind das Königliche Palais und das Stadt-haus in Amsterdam, das Theater und die Frauenkirche in Antwerpen, die katholische Kirche in Arhus sowie das Rathaus in Münster.
Die Tradition Bad Bentheims mitten in Europa setzte sich weiter fort: Einer der bekanntesten niederländischen Maler des 17. Jahrhunderts, Jacob van Ruisdael, machte die Burg Bent-heim zu einem seiner bevorzugten Motive. Seine Werke sind u.a. zu bewundern im Rijksmuseum in Amsterdam, in der Dresdner Gemäldegalerie, im Wallraf-Richartz-Museum in Köln oder in der Alten Pinakothek in München. Zu Lebzeiten des großen Malers entstand die Staatsgrenze zu den Niederlanden, die sich nach achtzigjährigem Kriege gegen Spanien endgültig aus dem Reichsverband lösten. Diese Grenze wurde von den Menschen hüben wie drüber jedoch nie so ganz ernst genommen. Die besondere Vorliebe der Niederländer für Bentheim lag nicht zuletzt auch an den verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen dem Hause Oranien und Bentheim-Steinfurt. Die Stadt hat versucht, die durch den Zweiten Welt-krieg entstandene merkliche Abkühlung des ehedem guten Verhältnisses zu den westlichen Nachbarn zu überwinden. Von niederländischer Seite wurden diese Bestrebungen durch Prof. Dr. Hendricus Prakke, seit 1966 Ehrenbürger der Stadt Bentheim, stark unterstützt. Der 1992 verstorbene Prakke war Bürger der Stadt Assen, mit der Bad Bentheim seit 1959 eine intensive Partnerschaft pflegt. Mehr als 1.000 der 15.400 Die Einwohnerzahl ist Bad Bentheims haben heute die niederländische Staatsangehörigkeit.
Unsere niederländischen Nachbarn spielen auch in der Historie des Bentheimer Bades eine gewichtige Rolle. Gäste von dort waren es nämlich, die im 19. und zu Beginn des 20. Jahr-hunderts den Kurbetrieb prägten. Als im Jahre 1810 der „Königlich Preußische Staatsrat und Leibarzt“ Dr. Hufeland der Bentheimer Schwefelquelle „vorzügliche Kraft und Güte“ beschei-nigte, war Bad Bentheim mit seiner 1711 gefassten Quelle immerhin schon 100 Jahre alt. 1895 war es keine Geringere als die Königin Emma der Niederlande, die mit ihrer 15jährigen Tochter Wilhelmina einige Wochen am Bentheimer Bade verbrachte. Vorher hatten bereits Fürst Otto von Bismarck und Kaiser Wilhelm I. dort logiert.
Im Jahre 1929 wurden Bentheim, bis dahin Fleckengemeinde bzw. Titularstadt, die Stadt-rechte verliehen. Seit dieser Zeit wird Bentheim hauptamtlich verwaltet. Im Jahre 1955 erhielt die Stadt durch das Niedersächsische Innenministerium die Genehmigung, das ihr im Jahre 1661 durch den Grafen Ernst Wilhelm verliehene Wappen wieder zu führen.
Ehrenbürger der Stadt Bentheim ist auch Herr Dr. h.c. Carl Deilmann, dessen Unternehmen der Erdöl- und Erdgasindustrie am wirtschaftlichen Aufschwung in Bentheim und der Graf-schaft maßgeblichen Anteil hatte. Die Hauptverwaltung des Konzerns, der in den 1970er Jahren weltweit über 8.000 Mitarbeiter zählte, befand sich in Bad Bentheim. Die Anteile der C. Deilmann AG wurden 1991 vollständig an die Preussag AG (heute TUI AG) verkauft. Der Bentheimer Betrieb gehört seit wenigen Jahren der schottischen KCA Deutag.
Im Zuge der Verwaltungs- und Gebietsreform wurden Bentheim, Gildehaus und die Landgemeinden der ehemaligen Samtgemeinde Gildehaus zum 01.03.1974 zur Einheitsgemeinde Bentheim verschmolzen. Der Gründung der Spielbank im Jahre 1976 folgte die staatliche Anerkennung Bentheims als Heilbad im Jahre 1979 und die staatliche Anerkennung von Gildehaus als Erholungsort im Jahre 1982.
(Quelle: Stadthomepage)
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