Stadtentwicklung / Geschichtliches Barmstedt
Mit der Christianisierung beginnen die ersten sicheren Nachrichten über unsere engere Heimat. Nordelbingen teilte sich derzeit in drei Stämme: die Holsten, die Stormarn und die Dithmarscher. Unsere Kirche war neben der Rellinger und Wedeler unbestritten eine der ersten in Stormarn.
Johann Adrian Bolten schreibt 1791 in seinen "Historischen Kirchen-Nachrichten": "Die Rellinger Kirche ist wohl die älteste der Herrschaft Pinneberg, sie hat schon um 936 gestanden; es scheint aber, daß die Kirchen zu Wedel und Barmstedt der zu Rellingen wenig oder nichts an Alter nachgeben." In den uns überlieferten Urkunden ist unsere Kirche erst 1140 genannt. Mit diesem Zeitpunkt fängt auch der Name "Barmstedt" an, geschichtliche Bedeutung zu erlangen. Es tauchen die mächtigen und reichen Ritter von Barmstede auf; sie waren Dienstmannen der Schauenburger Grafen sowie Schutzherren unserer Kirche und besaßen großen Einfluß, so daß sie über ein Jahrhundert das Geschick der Umgebung bestimmend beeinflußten.
Der erste Ritter dieses Geschlechts, der in Urkunden Erwähnung findet, ist Henricus, Advocatus de Barmizstide; er tritt 1148 in einer Urkunde Heinrichs des Löwen als Zeuge auf. Nach dem Aussterben der Ritter von Barmstede war der Schauenburger Graf Johann Erbnehmer des Nachlasses. Als dieser ohne Erben starb, entbrannte ein harter Kampf um das Erbe, in dem jene bekannte Schlacht auf dem Strietkamp bei Barmstedt, in Lutzhorn gelegen, 1317 eine große Rolle spielte. Schließlich kam Barmstedt in den Besitz Adolfs VII und seiner Nachkommen. Die Schauenburger ließen ihr "Amt Barmstede", das die heutigen Kirchspiele Barmstedt, Hörnekirchen und Elmshorn umfaßte, durch einen Amtmann verwalten. Unter ihnen hatte Barmstedt ein wechselvolles Schicksal.
Im Jahre 1649 erwarb der Ritter Christian von Rantzau das vormalige Amt Barmstede. Im Jahr 1650 wurde er vom Kaiser in den Reichsgrafenstand erhoben und sein neu erworbenes Amt Barmstede zur freien Reichsgrafschaft. Er nannte sich nun "Christian Graf zu Rantzau". Es schien eine neue Epoche für unsrere Vorväter hereinzubrechen. Doch schon zwei Generationen später wurde die Herrschaft der Ranzaus beendet. Der amtierende Graf und Enkel Graf Christans, Christian Detlev, hatte seinen dauerenden Wohnsitz nach dem hiesigen Schloß Rantzau verlegt. Eine Kugel aus Mörderhand beendete am 10. November 1721 unweit des Schlosses im Rantzauer Forst sein Leben.
Sein Erbe war der jüngere Bruder Wilhelm-Adolf, den Barmstedtern rühmlichst bekannt aus den Jahren 1714-20, als er für den in Berlin angeblich wegen seines liederlichen Lebens inhaftierten Bruder die Grafschaft verwaltet hatte. Er ließ im Jahre 1717 die alte Kirche niederreißen und die heutige Heiligen-Geist-Kirche errichten. Ihm wurde schließlich Beteiligung an der Ermordung seines Bruders vorgeworfen. In einem zweifelhaften Gerichtsverfahren wurde Graf Wilhelm-Adolf schuldig gesprochen und zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt. Der dänische König nahm die Grafschaft für sich und ließ sie durch Administratoren verwalten. An dem Bestehenden wurde nichts verändert. Tüchtige Verwaltungsbeamte wurden zu Administratoren ernannt. Ein hervorragender Administrator war Baron von Söhlenthal von 1739-68. Handwerk und Gewerbe, Landwirtschaft und Handel waren ihm gleichermaßen zu Dank verpflichtet. Schule und Kirche erfreuten sich seiner besonderen Fürsorge. Die Hörner Kirche mit dem gleichnamigen Ort ist Söhlenthals Werk. Außer ihm haben sich die Administratoren Brand, Hennings, Stemann und Moltke um die Aufwärtsentwicklung unseres Gebietes verdient gemacht.
Die Zeit der Administratur bedeutete für Barmstedt eine Zeit des Aufstiegs. Barmstedt erhielt am 24. 12. 1736 die Fleckensprivilegien. In kurzer Zeit bildeten sich Zünfte aller nennenswerten Handwerkszweige. Die erste und die in der Nachfolgezeit bedeutendste Zunft war die der Schuhmacher. Nach der Chronik von Rauert waren hier 1839 außer 133 Schuhmachern noch 14 Scheider-, 7 Tischler-, 6 Schmiede-, 6 Bäcker-, 5 Böttcher-, 4 Zimmerer-, 4 Glaser-, 3 Hutmacher-, 3 Drechsler-, 2 Färber-, 2 Weißgerber-, 2 Weber und 1 Klempnermeister am Ort tätig.
In Dankbarkeit muß dem Dichter des Schleswig-Holstein-Liedes, Matthäus Friedrich Chemnitz, am 10. Juni 1815 in Barmstedt geboren, gedacht werden. Erstmalig erklang sein Lied auf dem Sängerfest in Schleswig im Jahr 1844. Es wurde zum Kampflied der Schleswig-Holsteiner in ihrem Ringen um "Freiheit und Recht". Zum Gedenken an diesen großen Mann wurde das Chemnitzdenkmal in der Großen Gärtnerstraße errichtet und die Realschule als Chemnitzschule benannt.
Eingehende Kunde über unsere Vergangenheit verdanken wir dem ehemaligen Barmstedter Prediger Christian Detlev Rode, der um 1700 als einer der ersten in Schleswig-Holstein aufgrund der Hünengräberfunde systematische Altertumsforschung betrieb. Das Museum der ehemaligen Grafschaft Rantzau birgt Zeugnisse aller Epochen dieser wechselvollen Geschichte unserer Stadt. Es hat auf der Schloßinsel Rantzau im früheren Amtsgerichtsgebäude einen würdigen Platz erhalten.
Unter preußischer Herrschaft setzte nach 1866 eine durchgreifende Umorganisation der Verwaltung ein. Aus der Grafschaft Pinneberg wurde nun der Kreis Pinneberg, dem auch die ehemalige Grafschaft Rantzau eingegliedert wurde. Die Administration auf Rantzau löste sich auf. Die Vogteien wurden politische Gemeinden und mehrere Gemeinden bildeten einen Amtsbezirk. Pflichten und Rechte der Gemeiden und Amtsbezirke bestimmte nun die Kreisordnung. Diese Verwaltungsordnung hat sich mit nur geringen Abänderungen bis in die Gegenwart erhalten. Der Flecken Barmstedt und das Dorf Großendorf vereinigten sich zur Stadt Barmstedt am 1. April 1895.
Kaiser Wilhelm II. genehmigte am 8. August 1913 im Ostseebad Swinemünde unser Stadtwappen mit dem silbernen Ritter und der schwarzen Mühle auf rotem und silbernem Grund mit dem Nesselblatt. Es wird gekrönt von jener allgemein üblichen Mauerkrone mit den drei Wehrtürmen und dem geschlossenen Tor. Wir besitzen in ihm im wahrsten Sinne ein "redendes" Wappen.
Die aus kleinsten Dorfanfängen entstandene Handwerks- und Kaufmannsstadt Barmstedt hat sich in ihrer Anlage vornehmlich entlag der alten Verkehrswege entwickelt. Die heutigen Bauflächen an den Straßenzügen Reichenstraße-Königstraße und Am Markt-Kuhberg isnd als altes Kerngebiet der Stadt zu betrachten.
Das Wachstum der Stadt ist dann im Laufe der Zeit und in Anpassung an die örtlichen Bodenverhältnisse allgemein in nördlicher und westlicher Richtung erfolgt. Das Stadtgebiet ist heute ca. 1.714 ha groß. Industrie, Handwerk und Handel haben in Anlehnung an die Agrarproduktion des Hinterlandes die wirtschaftliche Bedeutung des Ortes gefördert.
Wie bereits ausgeführt, waren die Zünfte der einzelnen Handwerkszweige in Barmstedt stark vertreten. Die Nachfolge insbesondere der Schuhmacherzunft haben im Zeichen der Industrialisierung die Barmstedter Schuhfabriken angetreten. Aber auch andere Industriebetriebe haben sich hier niedergelassen. Nach dem letzten Krieg erfolgten u. a. Ansiedlungen eines Zweigwerkes zur Herstellung von Blechdosen und eines Büroorganisationsbetriebes.
Landschaftsgebunden hat sich ein verhältnismäßig junger Wirtschaftszweig entwickelt, der gerade im Kreis Pinneberg besonders heimisch geworden ist. Die Rede ist hier von den zahlreichen Baumschulen. Am Rande des größten Baumschulgebietes der Welt liegend, befinden sich in Barmstedt leistungs- und wettbewerbsfähige Baumschulen und Gärtnereien mit bedeutenden Markenerzeugnissen. Diese Entwicklung in unserer Waldstadt begrüßen wir sehr und heben gern das Motto "Grün ist Leben" hervor.
Durch die Ausweisung und Erschließung von Wohngebieten, insbesondere im Süden unserer Stadt für Einfamilien-, Doppel-, und Reihenhausbehausungen erwarten wir ebenfalls Impulse für eine Wiederbelebung der Wirtschaft in unserem Bereich.
Die Stadt Barmstedt ist mit ihren rd. 8.500 Die Einwohnerzahl istn die kleinste Stadt im Kreis Pinneberg. Die landschaftlich reizvolle Lage hat die Stadt zu einem beliebten Ausflugsziel in der Naherholung werden lassen. Die ausgedehnten Laubwaldungen mit dem blütenprächtigen Rhododenronpark rund um den Rantzauer See lassen die Kleinstadt insbesondere an Wochenenden zu einem Tummelplatz der Erholungssuchenden werden. Neben einem Spaziergang entlang der Seepromenade findet der Besucher Entspannung und Erholung bei einem Besuch des Strandbades, beim Minigolfspiel oder bei einer Bootsfahrt auf dem Rantzauer See. Besondere Attracktionen aber sind das Wellenbad Barmstedt/Rantzau und die Schloßinsel Rantzau.
Die Schloßinsel Rantzau wurde der Stadt Barmstedt durch Schenkung vom Land Schleswig-Holstein ab 15. März 1984 übereignet. Die Schloßinsel gehört wegen ihres geschichlichen und baugestalterischen Wertes in dem eindrucksvollen Gebäudebestand zu den herausragenden Kulturdenkmälern im Lande Schleswig-Holstein. Die Bebauung der Schloßinsel stammt im wesentlichen aus der Zeit der Königlich Dänischen Administration. Das Gebäudeensemble besteht aus dem Herrenhaus, einem zweigeschossigen klassizistischen Backsteinbau von 1806, dem ebenfalls zweigeschossigen Bau des ehemaligen Amtsgerichts von 1863 und auf der westlichen Zufahrt zur Insel, gleichsam eine Torsituation markierend, dem Gebäude des Gerichtsschreiberhauses von 1824 und dem des Gerichtsdieners von 1836. Das Haus des Gerichtsdieners wurde gleichzeitig als Gefängnis benutzt.
(Quelle: Website)
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