Stadtentwicklung / Geschichtliches Geldern
Ausgangspunkt für das heutige Geldern war
eine mittelalterliche Siedlung vor einer Burg der
Grafen von Geldern. Die Burg stand an einem
wichtigen Niersübergang beim heutigen
Mühlenweg und wird 1237 erstmals genannt.
Vor der Burg entstand zunächst nördlich, dann
östlich von ihr vornehmlich im 13. Jahrhundert
eine Ansiedlung, die bald mit Wällen, Mauern
und Gräben geschützt wurde und städtische
Rechte an sich ziehen konnte. Spätestens um
1300 war der Grundriss dieser Stadt voll
ausgebildet und für die weiteren Jahrhunderte
bestimmend.
Den Verlauf der knapp 1800 m langen Stadtmauer markieren im heutigen Straßenbild die vier
nach den Himmelsrichtungen benannten Wälle. Den Zugang zur mittelalterlichen Stadt
vermittelten drei Tore, von denen nur noch die Straßennamen Harttor, Issumer Tor und
Geldertor Zeugnis ablegen.
Im späten Mittelalter bot die Burg den Herzögen von Geldern Unterkunft auf ihren Reisen durch
ihr Territorium. Als Landesburg diente sie der Landesverteidigung und war Sitz eines
Amtmanns, der im Amt Geldern mit den Dörfern Aldekerk, Nieukerk, Tönisberg, Rheurdt,
Schaephuysen, Sevelen, Hartefeld, Kapellen, Wetten, Kevelaer, Veert und Pont erster
Vertreter des Herzogs war.
Bestimmend für das Stadtbild waren neben der Burg und den Befestigungswerken
verschiedene öffentliche Gebäude sowie die Klöster mit ihren Kirchen und Kapellen.
Überragendes Bauwerk war die Pfarrkirche Maria Magdalena aus dem 14. und frühen 15.
Jahrhundert, die Graf Reinald von Geldern bereits 1306 den Karmelitern übertragen hatte.
Seither diente sie gleichermaßen als Pfarr- und Klosterkirche. Von den dazugehörigen
Klostergebäuden ist nur noch das heutige Pastorat in der Karmeliterstraße erhalten.
An zwei weitere Klöster erinnern nur noch die Straßennamen “An het witte Kloster” und
“Hülser-Kloster-Straße” in der Nähe der Hartstraße. Von dem 1418 gegründeten Kloster
Nazareth am Ostwall ist nur noch der Speisesaal, das Refektorium erhalten. Als letztes
Kloster wird das der Kapuziner in der gleichnamigen Straße errichtet, die dazugehörige
Kirche wurde 1628 geweiht und 1999 an einen Privatmann verkauft.
Die evangelische Heilig-Geist-Kirche in der Nähe des Marktes und am Beginn der
Gelderstraße wurde 1740 in den Formen des preußischen Barock neu errichtet. Sie ersetzte
damals die mittelalterliche Kirche des 1415 gestifteten Hospitals.
Der heutige Marktplatz war bis 1945 weitgehend bebaut und in drei Plätze unterteilt. Etwa im
Schnittpunkt von Issumer- und Hartstraße lag der Hauptmarkt (später ”Kleiner Markt” genannt),
an dem sich seit 1477 das Rathaus erhob. Diesem gegenüber lagen das Gewandhaus und die
Stadtwaage innerhalb eines Häuserblocks, der zusammen mit den anderen, die Kirche
umgebenden Häuser, einen typisch niederrheinischen Kirchhofbezirk um das Gotteshaus
bildete. Südwestlich des Rathauses lag ein im Spätmittelalter Holzmarkt genannter Platz, zur
Gelderstraße hin lag der Marktplatz, der erst später Großer Markt genannt wurde.
Während der Stadtgrundriss innerhalb der Mauern seit dem Mittelalter zumindest bis 1945 fast
völlig unverändert blieb, änderte sich das Stadtbild vor den Mauern bereits im frühen 16.
Jahrhundert. Da nämlich die gotischen Stadtmauern zu schwach waren, um die neuzeitlichen,
schweren Kanonen tragen zu können, errichtete man als Geschützträger vor den Mauern
sogenannte Rondelle, von denen das am Mühlenturm heute noch erhalten ist. seine
Untergeschosse wurden um 1540 errichtet und 1643 zur Windmühle ausgebaut. Die Festung
mit zwei Gräben und sieben Bastionen bestand bis 1764.
Zu dieser Zeit war Geldern nicht nur eine preußische Garnisons- und Festungsstadt, sondern
auch Hauptstadt der westlichsten preußischen Provinz an der Maas, zu der neben dem
mittelalterlichen Amt Geldern mit Kevelaer und Wetten im Norden auch die niederländischen
Gebiete um Venlo und Venray sowie Straelen, Wachtendonk und Viersen gehörten.
1764 wurden die Festungswerke geschleift, als erstes Haus auf den nicht mehr benötigten
Festungsanlagen wurde das noch bestehende Campsche Haus am Haagschen Weg 10
erbaut.
Erst nach der Eröffnung der Eisenbahnstrecke von Köln über Krefeld und Geldern nach Kleve
im Jahre 1863 erhielt die Stadtentwicklung neue Impulse. Die Eröffnung der Eisenbahnstrecke
von Venlo und Straelen über Geldern nach Wesel ließ die preußische Kreisstadt gar zum
Eisenbahnknotenpunkt avancieren. Beide Strecken, die sich in der Nähe des Holländer Sees
im rechten Winkel überkreuzten, sind insbesondere auf den Gesamtaufnahmen wie
Tangenten westlich und südlich der Stadt gut zu erkennen.
Um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert zählte Geldern bereits knapp 6000 Die Einwohnerzahl ist.
Mit der Bebauung der Wälle um diese Zeit begann die Stadt über die mittelalterlichen
Grenzen hinaus zu wachsen. Noch heute legen zahlreiche Häuser zum Teil namhafter
Architekten am Westwall Zeugnis von dieser Zeit ab.
Einen großen Einschnitt in der Entwicklungsgeschichte Gelderns stellt die weitgehende
Zerstörung der Stadt Ende 1944 und am 14. Februar 1945 dar. Während die Hauptkirchen
restauriert wurden, sollten das Rathaus und zahlreiche Wohnhäuser im Herzen der Stadt
nicht wiederaufgebaut werden; hierdurch entstand der heutige, sehr geräumige Marktplatz.
Die folgenden fünfziger Jahre stehen ganz im Zeichen des Wiederaufbaus. In dieser Periode
wachsen an der Peripherie der Stadt neue Wohngebiete, in denen neben ausgebombten
Familien insbesondere Flüchtlinge und Vertriebene eine neue Heimat finden. Zählte die Stadt
im Januar 1946 nur 5288 Die Einwohnerzahl ist (im Januar 1937 waren es 7228), wurde bereits 1957 die
zehntausender Marke überschritten.
Mit der kommunalen Neugliederung wurden am 1. Juli
1969 die bisher selbständigen Orte Geldern, KapelIen,
Pont, Veert, Vernum und Walbeck sowie die Baersdonk,
der nördliche Zipfel der damaligen Gemeinde Nieukerk,
zur neuen Stadt Geldern zusammengeschlossen.
Obwohl die Stadt 1975 den Kreissitz an Kleve abgeben
musste, wurde dadurch die rasante Entwicklung Gelderns
keineswegs gebremst. Dies bezeugen beispielsweise die
heutigen Neubaugebiete am Südwall entlang der
neugeschaffenen Straßen Am Eiland, Am Stadtgraben
und Am Bückelewall und zwischen der Weseler Straße
und der Straße Köln-Mindener-Bahn im Bereich der
Konrad-Adenauer- und Kurt-Schumacher-Straße sowie
westlich der Weseler Straße am Havelring. Erfreulich ist,
dass sich die Maßstäbe der hier verwirklichten Architektur
am Menschen orientieren.
(Quelle: Website)
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