Stadtentwicklung / Geschichtliches Rostock
Rund 1400 Jahre leben in Rostock Menschen. Als es die Stadt noch gar nicht gab, legten die slawischen Kyzziner am östlichen Flußufer der Warnow eine Siedlung an und zum Schutz vor feindlichen Übergriffen eine Burg. Diesen Flecken nannten sie "roztoc", was soviel, wie "Auseinanderfließen eines Flusses", bedeutet. Zu Zeiten der Kreuzzüge geht diese Burg in Flammen auf, als Dänenkönig Waldemar I. die slawischen Stämme in Mecklenburg und Pommern unterwirft. Verbürgt ist dafür das Jahr 1161 in der Chronik des dänischen Geschichtsschreibers Saxo Grammaticus.
Wenige Jahre später beziehen deutsche Kaufleute und Handwerker die Gegend unweit der heutigen Petrikirche. Schnell entwickelt sich ein bedeutender Handelsplatz, der immer noch Roztoc heißt und sich Jahrzehnte später auch Stadt nennen darf. Neben dieser entstehen weitere Teilstädte, die sich im Jahre 1265 zu einer Gesamtstadt gleichen Namens vereinigen. Im gleichen Jahr verkauft ihr der Landesherr die Rostocker Heide, ein ausgedehntes Waldgebiet, das nur wenige Städte ihr eigen nennen können. Die arg gebeutelte fürstliche Kasse zwingt ihn zu weiteren Zugeständnissen. Neben Münzgerechtigkeit, voller Gerichtsbarkeit und weiteren Privilegien kontrolliert Rostock auch den freien Zugang zum Meer und gewinnt an Einfluß.
Die Stadt an der Ostsee blüht auf, gehört zu den ersten und einflußreichsten Hansestädten und zählt Ende des 14. Jahrhunderts bereits 12.000 Die Einwohnerzahl ist. Schiffbau, Handel und Handwerk mehren den Rostocker Reichtum, freilich vor allem in den Händen patrizischer Kaufmannsfamilien. Die großen gotischen Backsteinkirchen entstehen, daneben Klöster, Hospitäler, Rathaus, die Stadttore… 1419 öffnet die Rostocker Universität als die älteste im Ostseeraum ihre Pforten.
Als ein Vorspiel der Reformation ist die Domfehde in die Rostocker Geschichte eingegangen. Das war Ende des 15. Jahrhunderts und für die Schweriner Herzöge endlich der Anlaß, in Rostock wieder einen Fuß in die Tür zu bekommen. Ein taktierender Rat treibt die verarmte Masse der Stadtbevölkerung auf die Barrikaden. Der gerade geweihte Domprobst wird erschlagen. Die Volkserhebung trachtet den reichen Bürgern nach Hab, Gut und Leben. Sieger dieses offenen Aufstands bleiben schließlich die Herzöge. Sie fordern Buße, höhere Abgaben und Soldaten fürs mecklenburgische Heer. Ihr Einfluß auf die reichste und mächtigste Stadt Mecklenburgs war gestärkt und Rostocks Chance verspielt, freie Reichsstadt zu werden so wie Lübeck und Hamburg. Nach Glanz und Reichtum kämpft Rostock zwei Jahrzehnte mit Niederlagen und Entbehrungen. Kriege und Plünderungen, andauernde Streitigkeiten mit dem Landesherrn und ein verheerender Stadtbrand lassen Rostock in die Bedeutungslosigkeit sinken.
Erst eine deutliche Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts sorgt für einen erneuten Aufschwung. Auf der Rostocker Werft von Tischbein und Zeltz entsteht der erste seegehende Schraubendampfer Deutschlands. In Rostock mausert sich mit 378 Schiffen die größte Flotte entlang der Ostseeküste. Sie lebt hauptsächlich vom Getreideexport aus dem mecklenburgischen Hinterland.
Die Stadt beginnt sich auszudehnen, wächst über die Grenzen der Stadtmauer hinaus, um Wohnraum zu schaffen für die inzwischen 30.000 Die Einwohnerzahl ist.
Endlich hat sich in Rostock eine ansehnliche Industrie ihren Platz erobert. Eine für Mecklenburg bedeutsame Lebensmittelproduktion war entstanden. Die Chemischen Fabriken eines Friedrich Witte lieferten ihre Produkte weit über Deutschlands Grenzen hinaus. Der Schiffbau etablierte sich vor allem durch die Neptun-Werft AG gleichberechtigt neben Landmaschinenbau und Bauwesen.
Rostock hatte sich um die Jahrhundertwende als Standort vieler Banken, als Verwaltungszentrum und Kulturmetropole eine herausragende Stellung im Mecklenburgischen zurückerobert. Um 1850 wuchs Rostock in jedem Jahr um 1.000 Die Einwohnerzahl ist. Es entstanden Arbeiterwohnviertel und prunkvolle Villen. Bildende Kunst hielt Einzug ins Stadtbild, Kunstsammlungen und ein neuerbautes Theater unterstrichen die Attraktivität der Stadt. Diese erfreuliche Entwicklung endete abrupt, als die Folgen des ersten Weltkriegs auch das Rostocker Leben beeinflußten. Elend und Hunger ließ die Front der Arbeiterschaft gegen den Krieg wachsen. Schließlich brachte die Novemberrevolution mehr als das Kriegsende. Der Sturz des Schweriner Großherzogs ersetzte die halbfeudalen Verhältnisse im Land endlich durch demokratische.
Die Jahre der Weimarer Republik bescherten Rostock einen neuen Industriezweig, den Flugzeugbau. Das Warnemünder Badeleben war längst seinen Kinderschuhen entwachsen. Nichts erinnerte mehr an vereinzelte, streng für Damen und Herren getrennte, Bäder am Strand. Sonnen- und Badehungrige bevölkerten den gesamten Küstenstreifen. Neue Pensionen und Hotels entstanden und Warnemünde avancierte zum bekannten Seekurort.
Die Stadt wuchs vor dem Hintergrund faschistischer Kriegsaufrüstung weiter und zählte 1942 bereits 135.000 Die Einwohnerzahl ist. Die Rüstungsindustrie hatte mit der Flugzeugproduktion und der Marinerüstung immer neue Arbeitskräfte angezogen. Die in Rostock produzierten Flugzeuge richteten im spanischen Guernica und in ganz Europa unermeßliche Schäden an. Die Quittung waren britische und amerikanische Bombardements. Hunderte Menschen fanden den Tod. Knapp die Hälfte der Rostocker Wohnungen und zahlreiche historische Bauten sanken in Schutt und Asche. Mit dem Ende des Krieges im Frühjahr 1945 erreicht Rostock einen Tiefpunkt seiner jahrhundertelangen Entwicklung.
Die Lage am Meer bestimmt den mühevollen Wiederaufbau zu DDR-Zeiten. Die Warnowwerft wächst zum größten Schiffbaubetrieb. Im neuen Überseehafen werden 1960 die ersten Schiffsladungen gelöscht. Seeverkehr und Hochseefischerei vervollständigen die vorwiegend maritim ausgerichtete Wirtschaftsentwicklung.
Uneffektive Arbeit und fehlende Wohnungen, die schlechte Versorgungslage und politische Bevormundung sorgen auch in Rostock in den Novembertagen des Jahres 1989 für eine grundlegende Umwälzung.
(Quelle: Website)
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